Konrad von Marburg, Ausschnitt aus dem Elisabethfenster,

aus: de.wikipedia.org








Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza [8]


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil XVII

"Im Jahre 1225 nach Gottes Geburt zog Landgraf Ludwig zu Kaiser Friedrich nach Apulien, an den Hof nach Cremona. In Thüringen kam es damals zu einer großen Teuerung, die nahezu zwei Jahre anhielt, so daß viele Menschen an Hunger starben." So beginnt Dietrich von Apolda unter der Überschrift "Von St. Elisabeths Mildtätigkeit in der Zeit der Teuerung" einen Abschnitt seiner Vita der heiligen Elisabeth. Wenn es kein Druckfehler war, ist diese Zeitangabe verwechselt worden mit dem Jahr, in dem Kaiser Friedrich II. zu diesem Hoftag seine Fürsten aufgerufen hatte. Am 30. Juli 1225 forderte Friedrich II., nach Beratung mit den bei ihm weilenden Fürsten, Deutsche und Lombarden auf, auf nächste Ostern zu ihm nach Cremona zu kommen. Er wollte mit ihnen auf diesem Reichstage über den Kreuzzug und die Reformation des Reiches verhandeln. So steht es in den Regesta Imperii Nr. 14693. Ostern im Jahre 1226 war am 19. April. Das bedeutete, dass sich Landgraf Ludwig spätestens Ende März 1226 auf den Weg nach Italien machen musste. 1225 konnte also, wie oben geschrieben, nicht stimmen.

In der Zeitschrift des Vereins für Thüringer Geschichte Band 59/60 für die Jahre 2005/06 schreibt Ingrid Würth, "[Konrad von Marburg] konnte über ihre Kindheit und Jugend keine Aussagen machen, da er erst 1225 Beichtvater der damals 18-jährigen Landgräfin wurde". Ludwig war sich sicher bewusst, dass er seiner Frau einen kompetenteren geistlichen Beistand zur Seite geben musste, als es die Franziskaner sein konnten. Bei ihrer doch oft unbedachten, ihrem Stand als Landgräfin nicht gerecht werdenden "Imitatio Christi" sah Ludwig in dem hochgebildeten Konrad, der als ein Mann von untadeliger Frömmigkeit und hohem Ansehen galt, den geeigneten Geistlichen, dem er seine Gemahlin anvertrauen konnte.

Professor Matthias Werner schreibt 1992 in der Schriftenreihe des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Neuenburg e. V. "novum castrum" darüber: "Allenfalls geordnet, nicht aber gelöst, wurden die Probleme und Konflikte, als sich Elisabeth im Frühjahr 1226, achtzehnjährig, kurz vor Ludwigs Aufbruch nach Italien mit Zustimmung ihres Gemahls der geistlichen Betreuung durch den Magister Konrad von Marburg unterstellte und sich damit zu einem Schritt entschloß, der ihrem weiteren Lebensweg eine entscheidende Wendung verlieh. Dem engen päpstlichen Vertrauten Konrad, der bettelarm auf einem Esel durch die Lande ritt und sich als gelehrter, mitreißender Kreuzzugsprediger großes Vertrauen am landgräflichen Hofe erworben hatte, gelobte sie in Eisenach im Beisein des Landgrafen Gehorsam, soweit es die Rechte ihres Gemahls zuließen, und sie versprach für den Fall, daß Ludwig vor ihr sterben sollte, ewige Keuschheit, d. h. sich nie mehr verheiraten zu wollen."

In "Beiträge zur Thüringischen Kirchengeschichte Neue Folge Band 3" fand ich zwei moderne Einschätzungen der damaligen Situation um die Landgräfin Elisabeth. Thomas A. Seidel schreibt in seinem Artikel "Die heilige Elisabeth in Erfurt" dazu: "1226 [genauer ist sicher Ende 1225], bevor Ludwig IV. zu einer Reise zu Kaiser Friedrich II. nach Italien aufbrach, bestellte er den zu dieser Zeit äußerst populären Kreuzzugsprediger und geachteten Magister Konrad zum Beichtvater seiner jungen Frau." Weiter geht er auf den sich besonders im Jahre 1226 während der Abwesenheit des Landgrafen ergebenden Einsatz der Landgräfin Elisabeth für ihre "Untertanen" ein. "Soweit ihre Repräsentations- und sonstigen Aufgaben als Landgräfin dies zuließen, suchte sie die "Imitatio Christi", die tagtägliche Nachfolge Christi, im franziskanischen Sinne zu verwirklichen. Dabei fand sie die wohlwollende Unterstützung ihres Mannes. Auch, als sie während seiner Abwesenheit in einer Hungersnot 1226 Hilfsmaßnahmen der landgräflichen Regierung für die notleidende Bevölkerung anordnete, die das übliche Maß weit überschritten. Außerdem ließ sie am Fuße der Wartburg ein Hospital errichten, in dem sie persönlich, so oft es ihr möglich war, an der Pflege der Kranken und Armen mitwirkte." Elisabeth hatte sich ja außerdem auch noch um ihre zwei kleinen Kinder zu kümmern.

So zog dann also Landgraf Ludwig IV. nach Italien. Inzwischen hatte sich der Ort der Zusammenkunft geändert. Außerdem hatte der Lombardenbund seine Grenzen für deutsche Fürsten geschlossen. Das bedeutete einen Umweg, so dass Ludwig nicht zu Ostern in Cremona am 19.April, sondern erst am 22. April 1226 in Ravenna auf die Teilnehmer des Reichstages traf. In " Die Entstehung der Landesherrschaft in Thüringen" von Hans Patze veröffentlicht in www.genealogie-mittelalter.de liest sich das so: "Einige Monate später brach Ludwig von seiner Burg Isserstedt zum Reichstag von Cremona auf. Am 22. April langte er in Ravenna an. Der Deutschordensmeister Hermann von Salza stellte ihn dem Kaiser vor. Friedrich II. lud den Landgrafen zum Spiel mit Vögeln und Hunden ein, wie sich die Vornehmen üblicherweise vergnügen. Mit vielen derartigen Beschäftigungen, mit denen man sich die Zeit vertreibt, blieben sie bis Mai zusammen."

Wenn es sicher auch eine besondere Ehre für Hermann von Salza gewesen wäre, dem Kaiser den Landgrafen vorzustellen, so muss man wissen, dass Friedrich den Thüringer Ludwig bereits seit 1217 persönlich kannte. Auf einem Hoftag im November 1217 im thüringischen Altenburg ist der Landgraf Zeuge auf einer kaiserlichen Urkunde und wird ihm dort sicher die Ehre, damals noch als König, gegeben haben. Auch konnte man nach diesen Zeilen den Eindruck bekommen, diese Zusammenkunft der Fürsten wäre nur Lust und Tollerei gewesen. Von Mai bis zum 22. Juni 1226, dem Tag der Abreise des Landgrafen aus Italien, waren mindestens 15 kaiserliche Urkunden von Ludwig mit unterzeichnet worden. Darunter war die Reichfreiheitsurkunde für Lübeck. Ludwig muss aber auch noch in Cremona gewesen sein, denn in den Ann. Reinhardsbrunn wird berichtet, dass Friedrich dem Landgrafen vor seiner Abfahrt aus Italien die Eventualbelehnung mit Meißen ausgesprochen hatte und ihn am 24. Juni bis Cremona begleitet hat. Helmuth Kluger schreibt in seinem "Hochmeister Hermann von Salza und …": "… am 22.06.1226, erreichte Landgraf Ludwig IV. von Thüringen beim Kaiser zu Borgo San Donino eine Eventualbelehnung mit den Marken Meißen und Lausitz und soviel vom Lande Preußen, wie er erobern und seiner Herrschaft unterwerfen könne", …. Außerdem erhielt Ludwig von Friedrich noch den Auftrag, "den Herzog Ludwig von Baiern zur Übernahme der Pflegschaft seines Sohnes zu bestimmen." Das steht in den Regesta Imperii Nr. 4009a. Dass Ludwig aber bereits am 2. Juli in Augsburg gewesen sein soll, kann nicht ganz stimmen. Von Cremona nach Augsburg sind es mindestens 500 km einschließlich Alpenüberquerung gewesen und damit mehr als 10 Reitertage. Der Reichstag soll aber vierzehn Tage gedauert haben. So hatte der Landgraf trotzdem noch ausreichend Zeit zur Rückreise bis Augsburg.

Im nächsten Teil wird über die Ereignisse der folgenden Monate berichtet werden.

Dieter Deubner

Bad Langensalza 1. Oktober 2007


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